KAFFEE – und das Glas Wasser dazu

Was wäre das Wiener Kaffeehaus ohne das Silbertablett mit dem köstlich duftenden Kaffee, vielleicht mit einer typischen Wiener Mehlspeise, aber jedenfalls immer mit dem krönenden Glas Wasser und dem Löfferl.

Tatsächlich geht es bei dem Glas Wasser um …..

….. die Legende:
Bei den arabischen Nomaden war Wasser eine Kostbarkeit. Das Wasser war wertvoller als der Kaffee. Wie konnte man als guter Gastgeber seinen Gast mehr ehren, als ihm zur Tasse schwarzen Kaffees auch ein Glas Wasser anzubieten?

….. die Tradition:
Traditionell ist das Wiener Hochquellwasser eine Köstlichkeit, die es auf dieser Welt in dieser Menge und Qualität kaum ein zweites Mal gibt. Ein Lebensmittel also, das an sich schon wertvoll ist und sehr gut schmeckt.

….. den wiederkehrenden Geschmack:
Immer dann, wenn nach einem Schluck Kaffee ein Schluck Wasser getrunken wird, wird der Geschmacksinn gleichsam neutralisiert, und man empfindet auf’s Neue das feine „Kaffee-Erlebnis“, mit dem Erfolg, immer wieder neu den typischen Kaffeegeschmack genießen zu können.

….. die Individualität:
Der Kaffee wird normalerweise stark gebraut. Damit sich der Gast die Stärke „seines“ Kaffees individuell seinem Geschmack anpassen kann, wird ein Glas Wasser beigegeben. So kann der Gast seinen Kaffee verdünnen und eben weniger stark trinken – ganz nach persönlichem Wunsch.

….. die Gesundheit:
Bekanntermaßen regt der Kaffee nicht nur die Hirntätigkeit sondern auch die Nierentätigkeit an. Damit die Nieren sozusagen nicht „leer laufen“, sollte man nach dem Kaffeegenuss dem Körper auch Wasser zuführen.

….. die Bekömmlichkeit:
Der Kaffee wird durch den zusätzlichen Konsum des Wassers im Magen „verlängert“, d.h. verdünnt. Würde man gleich einen „Verlängerten“ trinken, hätte man nicht den vollen typischen Kaffeegeschmack. Am bekömmlichsten ist wohl der „Kurze“ (Mokka), weil die Reizstoffe erst gegen Ende der Brühzeit austreten. Er kann mit heissem Wasser zum „Verlängerten“ oder mit Zusatz von Milch/Obers zur „Melange“ werden.

….. die Wiener Lebensqualität:
Im Wiener Café, wo der Aufenthalt bei einem „Kleinen Braunen“ sehr lange dauern darf, bei einer Unmenge von Tageszeitungen, in einer angenehmen Atmosphäre, in einem Ambiente von „nicht Daheim und doch zu Hause“ – das ist Wiener Lebensqualität!

 


 

REZEPTE

Mokka bezeichnet einen – subjektiv empfunden – starken Kaffee.

In der Regel werden 7-8 Gramm pro Tasse gerechnet. Der kleine Mokka,
auch „kleiner Schwarzer“ oder „Piccolo“ genannt, kann als Aufguß, mit
einer Espressomaschine oder auch auf die altbewährte türkische Art zubereitet werden.

Für den Großen Mokka werden pro Tasse 14 Gramm Kaffeepulver gerechnet; er wird auch „Großer Schwarzer“ genannt.

Konsul Grundlage ist ein Großer Mokka. Zum Konsul wird er durch einen Schuss frischen Obers.

Der Braune Der Große und der Kleine Braune sind wohl die meist verlangten Getränke im Wiener Kaffeehaus.
Gemeint ist jeweils ein Kaffee mit Milch, welche traditionellerweise seperat in einem Kännchen serviert wird. Am besten eignet sich eine Milchmischung mit 60% frischem Schlagobers und 40% frischer Milch.
Eine weitere Variante ist die „Schale Gold“, sie ist noch lichter und goldiger als der Braune, in dem die genannte Milchmischung großzügiger als beim Braunen beigegeben wird.

Kaffee verkehrt „Verkehrt“ deswegen, weil es sich hier um einen Kaffee handelt, der mehr Milch als Kaffee beinhaltet. Empfehlenswert ebenfalls die genannte Milchmischung.

Melange Der Kaffee wird nach Belieben mit Milch versetzt, ebenfalls empfehlenswert wiederum die Mischung aus Obers und Milch.
Die Melange – der Wiener schlechthin – wurde früher auch „Weisse“ genannt. Sie eignet sich vorzüglich zu Jause und Plausch und wird deshalb von vielen Damen bevorzugt.
Wollen Sie die feinen Nuancen kennenlernen, so erfordert es Zusätze bei der Bestellung: „mehr licht“ oder „mehr dunkel“, und wer ein Kenner ist, ergänzt noch „ohne“ oder „mit“, wobei die Zugabe von geschlagenem Obers gemeint ist. So kann also eine Bestellung lauten: „einen Melange – mehr licht – mit“.
Der erfahrene Ober wird es zu schätzen wissen. Übrigens: Als besondere Spezialität gilt handgesprudelte Milch.

Kapuziner Starken Kaffee in die Tasse füllen, darauf eine Haube von gesüßter Schlagsahne setzen und mit etwas Kakaopulver bestreuen.

Wiener Einspänner Einen Kleinen Mokka in ein Einspännerglas gießen, mit einer Schlagobershaube versehen und mit Staubzucker bestreuen.

Gewürzkaffee Bedecken Sie den Boden einer Kaffeetasse mit Rum nach Belieben, legen Sie zwei Stück Gewürznelken hinein, gießen Sie heißen starken Kaffee darüber, süßen Sie je nach Geschmack und rühren Sie den Trunk mit einer Stange Zimt um.

Der Obermayer Ein Kleiner oder Großer Mokka, Zucker nach Geschmack, umrühren, sehr kaltes flüssiges Obers über einen umgedrehten Suppenlöffel langsam auf die Oberfläche aufsetzen. Schnell servieren und schnell trinken! Ein gewisser Obermayer, Mitglied der Wiener Philharmoniker und Stammgast verschiedener Kaffeehäuser, bestellte Kaffee stets nach diesem Rezept und verlieh ihm letztendlich seinen Namen.

Türkischer Kaffee Den sehr fein gemahlenen Kaffee mit oder ohne Zucker in das Kännchen geben, vermischen, kaltes Wasser darübergießen und dreimal aufkochen lassen.

Fiaker Reiner schwarzer Kaffee, im Wasserglas serviert. Seinen Namen hat er den bekannten Wiener Pferdekutschern zu verdanken – vielleicht, weil er von den Fiakern gerne zwischen zwei Fuhren getrunken wurde. Es gibt natürlich auch eine zweite Variante vom Fiaker: Schwarzer Kaffee mit Rum.

Es gäbe noch zahlreiche Rezepte, angefangen von der Kaisermelange bis zum Irish Coffee, doch Sie sollen selbst kreativ werden und eigene Spezialitäten erfinden und zubereiten.

Genießen Sie Kaffee!
Er soll daher nicht zu heiß getrunken werden, da sich ansonsten die Aufmerksamkeit vor allem darauf richtet, sich nicht die Zunge oder die Lippen zu verbrennen. Die Geschmacksempfindungen werden durch die Hitze beinträchtigt, der Genuß geht verloren. Probieren Sie den Kaffee also einmal weniger heiß. Kosten Sie bewußt und Sie werden Neuland endecken! Beim Wein ist es genau umgekehrt. Wenn der Wein zu kalt ist, geht die Blume verloren.